Seit 20 Jahren keine Einkommenserhöhung

Junge Apothekerin fordert Wertschätzung für den Apothekenberuf:

(Stendal, 24. September 2024). Den Kopf in den Sand zu stecken ist keine Option. Diesem Motto folgend, ergriff Apothekerin Karolin Romahn die Initiative und schrieb sich ihre Empörung über mögliche Folgen des desaströsen Gesetzesvorhaben aus dem Bundesgesundheitsministerium von der Seele. Was alles schief läuft in der Patientenversorgung listete sie in einer Mail an den Bundestagsabgeordneten Herbert Wollmann (SPD) auf und lud ihn zum Gespräch in ihre Apotheke. Diese Mail war so ausdrucksstark, dass der SPD-Abgeordnete am 20. September 2024 die Stendaler Apotheke im Altmark Forum besuchte. Dort informierte er, dass es bereits zwei Tage zuvor einen intensiven Gedankenaustausch mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in Berlin gegeben hatte, zum dem auch Apothekeninhaber seines Wahlkreises mit anwesend waren. „Ich betreue hier den größten Wahlkreis in Sachsen-Anhalt. Aber leider nicht personell, sondern von der Fläche her betrachtet“, erklärte er. „Darum weiß ich, wie schwer es ist, eine gute Arzneimittelversorgung für die Menschen in der Fläche vorzuhalten.“

Die 28-jährige Karolin Romahn übernahm Anfang des Jahres den Filialbetrieb ihrer Mutter. Eigentlich voller Enthusiasmus, doch das Apotheken-Reformgesetz, das Apotheken ohne Apotheker zulassen will, hat sie aufgebracht. „Ich werde Personalkosten sparen können, da ich als einzige Apothekerin meine drei Apotheken führen könnte. Ohne zusätzlichen teuren Apotheker, ohne Filialleitung. Das Einzige, was ich tun muss, ist acht Stunden jede Woche jeweils in den Apotheken nach dem Rechten zu schauen“, erklärte sie etwas sarkastisch die Chancen des Gesetzentwurfes. Und fügt sogleich an: „Unser Verbund leistet zehn Notdienste im Monat. Wenn ich diese dann allein übernehme, brauche ich nicht lange auf einen Burn Out zu warten.“

Eindringlich machte sie ihrem Abgeordneten klar, dass die Bundesregierung derzeit keinerlei Wertschätzung dem Apothekenberuf entgegenbringt. Karolin Romahn: „Wir sind die einzige Berufsgruppe, die seit 20 Jahren keine Erhöhung ihres Einkommens erhalten hat. Wir brau- chen endlich mehr Geld, um auch unsere Beschäftigten ordentlich zu entlohnen. Da hilft uns keine Apotheke light, wie es der Minister plant. Im ersten Schritt hilft nur eine Erhöhung unseres Fixums. Ansonsten gehen wir bald insolvent.“

Thomas Rößler, stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt, unterstützte die junge Apothekerin und zeigte auf, dass die wirtschaftlichen Probleme aller Apotheken massiv zunehmen. „Jede dritte Einrichtung ist derzeit von der Insolvenz bedroht. Darum muss es endlich auch für Apotheken eine Anpassung an die Inflation geben“, gab er dem Abgeordneten mit auf den Weg.

Herbert Wollmann (SPD) ließ durchblicken, dass es wohl derzeit gute Chancen gibt, dass das Gesetz in der geplanten Form nicht in das Bundeskabinett eingebracht wird. Auch machte er Hoffnung, dass sich die Einnahmesituation der Apotheken bald verbessern werde. „Wir müssen nun auf konkretes Warten. Ansonsten werde ich ihn wieder zum Gespräch einladen, falls sich nicht zügig etwas zum Positiven verändert. Ich kämpfe ja nicht nur für mich und meine Beschäftigten, sondern hauptsächlich um eine gute Patientenversorgung. Diese sehe ich nämlich massiv gefährdet“, erklärte Karolin Romahn zum Abschluss.

Foto: Herbert Wollmann (r.) besuchte die Stendaler Apotheke im Altmark Forum uns sprach mit Inhaberin Karolin Romahn sowie Thomas Rößler. (Quelle Foto: K. Pohl/LAV)

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Katrin Pohl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit LAV (Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt e.V.)
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