(Wolfen, 04. März 2025). Die wohnortnahe Patientenversorgung gerät in Gefahr, wenn sich bei den Apotheken nicht zügig die Einnahmesituation verbessert. „Wir sind seit 20 Jahren vom Inflationsausgleich ausgeschlossen. Die allgemeinen Kosten laufen uns jedoch davon, ohne dass wir auch nur irgendwie einen Ausgleich für die allgemeinen Lohn- und sonstigen Steigerungen erhalten haben. Das geht keiner anderen Branche so“, erklärt Jan Sittig, Inhaber der Sittig-Apotheken.
Hintergrund dieser Äußerung war der Besuch von Landrat Andy Grabner (CDU) aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld Ende Februar 2025 in seiner Wolfener Apotheke. Andy Grabner ist Mitglied im Gesundheitsausschuss des Landkreistages und Vertreter des Gesundheitsausschusses im deutschen Landkreistag für das Land Sachsen-Anhalt. In dieser Funktion hatte die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt um ein Gespräch mit dem Landkreistag gebeten.
Die wirtschaftliche Lage der Apotheken ist mittlerweile so schlecht, dass eine Welle von Schließungen durch das Land rollt. „Ist eine Apotheke geschlossen, dann reißt sie eine erhebliche Lücke in das flächendeckende Versorgungsnetz. Diesen Trend müssen wir stoppen, bevor die Wege für die Patientinnen und Patienten unzumutbar weit werden“, erklärt Dr. Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt.
Dem Landrat sowie dem stellvertretenden Geschäftsführer des Landkreistages, Michael Struckmeier, der dem Besuch beiwohnte, sind die Probleme weitgehend bewusst. „Wir müssen jetzt bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen im Bund unbedingt auf die sich zuspitzende Lage der Apotheken hinweisen. Wir brauchen die schnelle und vor allem sichere Versorgung der Menschen in Stadt und Land“, weiß der Landrat um die Brisanz des Themas.
Seit zwei Jahren arbeitet Jan Sittigs Tochter Kira im Familienunternehmen mit. Die Apothekerin ist mit Engagement in das Berufsleben gestartet. Kira Sittig: „Mit der aktuellen Situation kann ich mir schwer vorstellen die Apotheken zu übernehmen. Ich möchte in der Zukunft weiterhin oder vielmehr wieder in der Lage sein, ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Das wird auf Dauer mit den aktuellen Vergütungsbedingungen nicht möglich sein.“
Laut Kammerpräsident Dr. Münch ist es daher dringend notwendig, dass die Politik den Ernst der Lage erkennt und in einem Sofortprogramm den Apotheken landes- wie bundesweit hilft. „Ansonsten ist unser gesamter Berufsstand gefährdet. Und das führt dann unweigerlich zu höheren Kosten im Gesundheitssystem. Vor allem geht das dann zu Lasten der Bevölkerung. Besonders junge Eltern mit Nachwuchs sind betroffen, die die wohnortnahe Apotheke rund um die Uhr brauchen. Aber auch für die älteren Menschen würden sich die Bedingungen verschlechtern“, klärt der Pharmazeut auf und hofft auf baldige Lösungen.
Foto 1 Labor: Michael Struckmeier, Landrat Andy Grabner, Kira Sittig, Dr. Jens-Andreas Münch und Jan Sittig (v.l.n.r.) (Quelle: K. Pohl(AK-SA)
Foto 2 Apotheke: Landrat Andy Grabner und Michael Struckmeier im Austausch mit Kira und Jan Sittig sowie Dr. Jens-Andreas Münch (v.l.n.r.) (Quelle: K. Pohl(AK-SA)
Ansprechpartnerin:
Katrin Pohl, Journalistische Kommunikation, Magdeburg
Tel.: 0391 - 8 111 222, Mobil: 0171 - 757 02 06