(Magdeburg, 08. Juli 2019). Es ist wieder soweit: Mücken und andere Insekten schwirren um uns herum. Auch erste Wespen sind schon gesichtet. Damit nehmen auch die lästigen Insektenstiche zu. „Wir verzeichnen in den Apotheken momentan eine steigende Nachfrage, um die negativen Folgen von Insektenstichen abzumildern. Zu uns kommen Patienten, die mit Juckreiz, aber auch lokalen allergischen Reaktionen zu kämpfen haben“, erklärt Dr. Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt. In manchen Fällen sind Arzneimittel unumgänglich. Schwerere allergische Reaktionen oder Bienen- und Wespenstiche im Mund müssen unverzüglich ärztlich behandelt werden. Bei leichteren Reaktionen empfiehlt der Apotheker aber gern auch altbekannte Hausmittel.
In erster Linie sollte man, auch wenn das schwerfällt, nicht kratzen. Kratzen verstärkt die Immunreaktion, die den Juckreiz auslöst. Außerdem können Keime in die Wunde gelangen und diese infizieren. Kühlen hilft, egal ob mit kühlem Umschlag, Kühlkompresse oder Eis. Aber Vorsicht bei eiskalten Gegenständen. Sie sollten nie direkten Hautkontakt haben, um Erfrierungen zu verhindern.
Über Generationen bewährt hat sich, die Einstichstelle mit verdünntem Essig zu behandeln. „Essig wirkt desinfizierend und kühlend. Auch hochprozentiger Alkohol hat die gleiche Wirkung. Er entzieht dem Gewebe außerdem Flüssigkeit und wirkt dadurch abschwellend. Tröpfeln Sie etwas Alkohol aus der Apotheke oder alternativ hochprozentigen klaren Schnaps auf ein Tuch und legen es auf den Stich“, empfiehlt Apotheker Dr. Münch. Nach einem ähnlichen Prinzip wirken viele praktische Kühlstifte und -gele aus der Apotheke. Oft enthalten sie zusätzlich entzündungshemmende und hautpflegende Extrakte, z.B. aus der Kamille. Auch der Saft einer aufgeschnittenen Zwiebel hilft, wenn man diesen auf die Einstichstelle tröpfelt. Weniger bekannt ist vielleicht, dass auch Spitzwegerich den Juckreiz lindern kann. Der Saft der zerriebenen Blätter kommt auf die betroffene Partie. Sie haben gerade nichts zum Kühlen dabei? Dann tut es auch unser Speichel. Auf der Einstichstelle verrieben, wirkt Speichel antibakteriell, lindert den Juckreiz und kühlt. Dr. Münch: „In unserem Speichel ließ sich u.a. der Stoff Opiorphin nachweisen, der schmerzlindernd wirkt.“
Viele Menschen wissen nicht, dass auch Wärme dem Stich die belastende Wirkung nehmen kann. Stichheiler aus der Apotheke helfen mit kleinen elektrischen Entladungen oder kleinen Heizplatten. Sie wirken am besten unmittelbar nach dem Stich. Die kurze Erhitzung soll die von den Insekten beim Saugen übertragenen Stoffe, die den Juckreiz auslösen, deaktivieren. Aber auch ein Löffel, der in heißes Wasser getaucht wurde, kann den gleichen Effekt haben. Diesen dann für fünf bis zehn Sekunden auf die Einstichstelle drücken. „Bei dieser Methode muss aber, vor allem bei Kindern, unbedingt darauf geachtet werden, den Löffel nicht zu heiß zu machen, um Verbrennungen zu verhindern. Ideal sind ca. 50°C. Heißes Leitungswasser hat in der Regel ca. 60°C. Am besten vorher testen“, rät der Kammerpräsident zur Vorsicht. Wenn ein Stich nicht mehr juckt, kann auch Kamille helfen. Ein abgekühlter nasser Kamillenteebeutel auf die Einstichstelle gelegt, nimmt die Entzündung und unterstützt die Heilung. Abzuraten ist davon, die Stichstelle auszusaugen. Schon gar nicht mit dem Mund und auch die Wirksamkeit von Giftsaugern ist sehr umstritten. „Scheuen Sie sich nicht, auch bei vermeintlich belanglosen oder einfachen Fragen eine Apotheke aufzusuchen. Nicht immer ist ein Arzneimittel die erste Empfehlung. Der Apotheker hilft gern auch mit bekannten Hausmitteln weiter, die zumeist wenig oder gar nichts kosten“, empfiehlt Dr. Münch bei Fragen zu Insektenstichen einen Besuch in einer nächst gelegenen Apotheke.