(Apothekerkammer S-A, 27. November 2019). Wer hat den Überblick über die gesamte Medikation bei älteren Patienten? Erstrebenswert wäre, wenn Arzt und Apotheker gleichermaßen informiert sind, welche Arzneimittel ein Patient einnimmt. Die Realität sieht jedoch vielfach anders aus. Müssen Patienten mehrere Arzneimittel einnehmen und werden diese von unterschiedlichen Ärzten verschrieben, sind Wechsel- und Nebenwirkungen nicht auszuschließen. Auch kaufen sich Patienten oft rezeptfreie Arzneimittel in der Apotheke, die die Dauermedikation beeinflussen können. „Wünschenswert wäre es, wenn die behandelnden Ärzte die verordneten Arzneimittel in den Medikationsplan des Patienten eintragen. Leider haben nur wenige Kunden, die zu uns kommen, einen aktuellen Medikationsplan. Von Vorteil bei diesen Patienten ist dann eine Kundenkarte in Ihrer Stammapotheke. Hier werden alle verordneten und gekauften Arzneimittel gespeichert. Denn nur mit einem aktuellen Medikationsplan bzw. einer Kundenkarte kann der Apotheker den Patienten bei der Abgabe eines verordneten Präparates richtig beraten, das zur Medikation passende freiverkäufliche Arzneimittel finden sowie Wechselwirkungen erkennen und verhindern.“ Mit diesen Worten führte Dr. Lars Alexander Mohrenweiser, Inhaber der Sonnen-Apotheke in Magdeburg, zwei Medizinstudenten in seinen Apothekenalltag ein.
Die angehenden Ärzte besuchten am 19. November 2019 im Rahmen eines medizinischen Seminars seine Apotheke. Sie hatten die Aufgabe, sich über die Polypharmazie bei älteren Menschen zu informieren. Dr. Mohrenweiser verdeutlichte, wie wichtig die Kommunikation mit den älteren Patienten mit Polymedikation in der Apotheke ist. Nur so wird gewährleistet, dass diese ihre Medikamente richtig anwenden, Verwechslungen vermeiden und Wechsel- bzw. Nebenwirkungen erkannt werden. „Gerade ständig wechselnde Rabattvertragspartner, aktuelle Lieferengpässe und sich eventuell daraus ergebene Umstellungen in der Medikation stellen den älteren Patienten vor große Probleme. Hier ist Kommunikation in der Apotheke ganz wichtig,“ so der Apotheker. In der Dreiecksbeziehung Patient-Arzt-Apotheke haben menschliche Faktoren immense Bedeutung.
Veronika Vasilevska und Fabian Roßnick waren überrascht, wie oft die Apotheker Rücksprache mit den Ärzten halten müssen, weil fehlerhafte Angaben oder Verordnungen auf den Rezepten stehen. „Schon aus diesem Grund ist es gut, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Wir können aus diesem Besuch viele Eindrücke mitnehmen, die wir im Seminar an unsere Kommilitonen weitergeben. Ich merke, dass gerade bei älteren kranken Menschen enge Absprachen und Informationen sehr wichtig sind“, erklärt Veronika Vasilevska. Und Fabian Roßnick ergänzt: „Ich würde gern in der Chirurgie arbeiten. Die Informationen, dass z.B. Antibiotika mit Cholesterinsenkern oder Blutverdünnern in Wechselwirkung treten, waren für mich sehr interessant und hilfreich. Ein Arzt sollte bei Medikamenten immer über sein Fachgebiet hinausschauen. Das habe ich hier in der Apotheke eindrucksvoll erfahren.“
Dr. Mohrenweiser gab den Studenten mit auf den Weg, im Krankenhausalltag auf die Medikation besonders zu achten. „Nebenwirkungen finden statt. Nicht selten sind medikamentöse Neben- bzw. Wechselwirkungen bei älteren Patienten ein Grund zur stationären Aufnahme. Hier ist es wichtig die Medikation im Auge zu behalten. Apotheker auf Station können hier viel leisten und die Ärzte bei Entscheidungen zum Arzneimitteleinsatz unterstützen.“ Hintergrund: Medizinstudenten des 9. Semesters beschäftigen sich im Querschnittsbereich „Medizin des Alterns und des alten Menschen“ mit der Problematik Polypharmazie. Dr. Lars Alexander Mohrenweiser organisiert in seiner Funktion als Vizepräsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt insgesamt elf Besuche mit jeweils zwei Studenten in drei Magdeburger Apotheken bis Mitte Dezember 2019. Das Institut für Allgemeinmedizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg koordiniert mit verschiedenen Trägern der ambulanten Versorgung, so auch mit der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, diese vor-Ort-Besuche.